Lüttmann fordert Stärkung der Kampfmittelsuche und Ausweitung der Forschung

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Die Kampfmittelbelastung vor allem in dicht bewohnten Regionen und Wäldern bleibt eine gewaltige Herausforderung für das Land Brandenburg: Das betonten die geladenen Anzuhörenden im heutigen Fachgespräch „Kampfmittelsuche und Kampfmittelbelastung“ im Ausschuss für Inneres und Kommunales im Landtag. Der SPD-Landtagsabgeordnete Björn Lüttmann aus Oranienburg, wo noch hunderte Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden vermutet werden, nahm am Fachgespräch teil und erklärt:

„Die Gefahr von Selbstdetonationen ist vor allem in Oranienburg allgegenwärtig. Regelmäßig werden scharfe Bombenblindgänger – oft mit intaktem Langzeitzünder – an stark frequentierten Orten gefunden. Es ist ein großes Glück, dass es in den letzten Jahren weder Tote noch Verletzte gegeben hat. Wir müssen im Land Brandenburg dranbleiben und weiter alles daran setzen, vorhandene Kampfmittel so schnell wie möglich zu beseitigen.

Als Ergebnis des Fachgesprächs ist für mich deutlich: Für das „Spyra-Gutachten“ aus dem Jahr 2008 sollte eine Art Ergebniskontrolle angestrebt werden. Das Gutachten des Kampfmittel- und Sprengstoffexperten Prof. Dr. Spyra bildet die konzeptionelle Grundlage für die Kampfmittelsuche in Oranienburg. Nach 15 Jahren ist es Zeit, die Handlungsempfehlungen des Gutachtens mit dem Wissensstand der Stadt Oranienburg und des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KMBD) zusammenzuführen und gegebenenfalls zu aktualisieren.

Ein zweiter wichtiger Punkt: Die stärkere wissenschaftliche Begleitung der Kampfmittelsuche im Land Brandenburg und auch der Sprengstoffkriminalität wäre sinnvoll. Der Lehrstuhl für militärische Altlasten ist vor Jahren nicht neu besetzt worden. Die wissenschaftliche Forschung geht seitdem an verschiedenen Stellen weiter und auch Such- und Räumverfahren werden weiterentwickelt. Eine Bündelung von Kompetenzen und wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zum Beispiel bei der Hochschule der Polizei oder der BTU Cottbus sollte geprüft werden.

Als drittes Ergebnis nehme ich aus dem heutigen Fachgespräch mit: Die Absuche von Waldflächen muss ausgeweitet werden. Die Priorität muss aber weiter auf der Absuche dicht besiedelter Orte wie Oranienburg oder Potsdam liegen. Mit der auf meine Initiative hin 2019 gestarteten, landesfinanzierten „Modellregion Oranienburg“ bei der Kampfmittelsuche sind wir bundesweit Vorreiter. Wir haben den Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes (KMBD) personell und finanziell gut aufgestellt. Die explosive Bedrohung in Oranienburg zeigt, dass wir diese gute Ausstattung dauerhaft brauchen werden, um Oranienburg so bald wie möglich bombenfrei zu machen.“

Hintergrund:

Bundesweit weist das Land Brandenburg den höchsten Anteil an Kampfmittelverdachtsflächen aller Bundesländer auf. Laut Ministerium des Inneren und für Kommunales gelten 585.000 Hektar Landesfläche noch immer als Verdachtsfläche. Die Stadt Oranienburg ist aufgrund der starken Bombardierung im Zweiten Weltkrieg die bundesweit am stärksten mit Bombenblindgängern belastete Stadt. Besonders problematisch ist die hohe Belastung mit Langzeitzünder-Bomben, von denen die Experten sagen, es ist nicht die Frage ob, sondern wann sie von selbst detonieren.


Das Foto zeigt (v.l.n.r.): Nicole Walter-Mundt (CDU), Heiner Klemp (Bündnis 90/ Die Grünen), Prof. Dr. Spyra und Björn Lüttmann (SPD). Das Bild entstand im Rahmen eines Austausches im März 2023 zum Thema Kampfmittelbelastung in Oranienburg und macht deutlich, dass die Oranienburger Landtagsabgeordneten bei diesem Thema an einem Strang ziehen.